Relativität

Der ganze Streit um "spirituelle Wahrheit" beruht im Grunde einfach darauf, dass unser Verständnis von "absoluter Wahrheit" ausgeht, wo es eigentlich nur "relative Wahrheit" gibt.

Ausser dem Hier ("ich bin") gibt es aber keinerlei absolute Wahrheit über mich/dich selbst.

Ein Phänomen auf das schon Einstein stiess.

Das Gebäude der "spirituellen Wahrheiten" erschliesst sich, lerne ich zu begreifen, was wir "relative Wahrheit" nennen.

Eine "relative Wahrheit" ist nicht "unwahr", vielmehr in ihrer Wahrheit auf eine Beziehung beschränkt. Diese Beziehungswahrheit nennt man dann "relative Wahrheit".

Zum Beispiel meine Geschwindigkeit, mit der ich mich (Mensch) bewege.

Gehe ich zu Fuss, beträgt sie ca. 4 km/h relativ zur Erdoberfläche.

Messe ich sie in Bezug auf die Erdachse, als die Geschwindigkeit, mit der sich die Erdoberfläche um die Drehachse der Erde bewegt, komme ich am Äquator auf ca. 1.670 km/h.

Messe ich sie in Bezug auf die Sonne, bewegt sich die Erde mit ca. 10.800 km/h um die Sonne.

Beziehe ich sie auf das Zentrum der Milchstrasse, beträgt sie ca. 810.000 km/h, mit der sich das Sonnensystem um dieses Zentrum bewegt.

Beziehe ich sie auf das Hier ist sie 0 km/h.

Was ist nun meine wirkliche Geschwindigkeit, mit der ich mich bewege, zumal das Universum noch expandiert und sich die Expansionsgeschwindigkeit (meines Wissens) nicht wirklich bestimmen lässt?

Will ich also über meine Geschwindigkeit eine Aussage treffen, muss ich die Aussage für eine Beziehung treffen - für den menschlichen Körper, Für die Erdoberfläche, für die Erde, für das Sonnensystem, für unsere Milchstrasse, denn eine absolute Geschwindigkeit meiner selbst gibt es nicht - sie gibt es nur im Bezug.

Es ist daher müssig, sich zu streiten, ob ich nun 4 km/h schnell bin, oder gar 810.000 km/h, gebe ich den Bezug nicht an.

"Ich bin immer nur hier" - in Bezug auf was?

Beziehe ich es auf mein Haus, das Land in dem ich lebe, auf den menschlichen Körper, auf die Erde, ... stimmt sie nicht. Für welche Beziehung zu mir selbst stimmt sie nun?

Es ist im Grunde eine absolute Wahrheit, die sich über alle Beziehungs-wahrheiten stellt - die Geschwindigkeit des eigentlichen Subjekts zu sich selbst. Und sie beträgt genau 0 km/h - zu sich selbst.

Und wie das im Raume gilt, so gilt das auch in der Zeit.

"Ich bin immer nur hier" - in Bezug auf was?

Zur Gegenwart, dem Hier. Beziehe ich sie auf den Körper und seinen realtiven Aufenthaltsort, war ich mal hier, mal dort, mal in Italien, mal in Asien ...

aber für was gilt: "ich bin immer nur hier"? Das, was kein Körper ist.

Über Körper gibt es nur relative Wahrheiten (Beziehungswahrheiten), doch die Gegenwart kann nur dort sein wo sie ist: Gegenwart (hier).

Der Film "Gravity" ist eigentlich eine schöne "Übung", um in der relativen Wahrheit der Gravitation der Körper diese absolute Wahrheit zu erkennen, die Perspektive, zu der alle anderen relativ sind, Bestandteil der Schöpfung.

Denn die absolute Perspektive ist im Wesen unbeweglich - erst scheinbar beweglich, wo Identifikation mit Objekten stattfindet.

Die wesentliche "spirituelle Wahrheit" sagt eigentlich nur: hinter allen realtiven Wahrheiten, Beziehungswahrheiten, exisitert eine "absolute Wahrheit" über mich selbst, die unbeweglich und unveränderlich ist - für die diese Begriffe auch keinen rechten Sinn mehr ergeben.

Und vor dem Hintergrund dieser absoluten Wahrheit über mich selbst sind alle Wahrheiten relativ, nicht absolut gültig, hängen von Beziehungen unter Schöpfungen ab.

Der Film "Gravity" gefiel mir so gut, weil dieser Film im Chaos seiner Bewegungen den Zuschauer dazu zwingt, sich auf die absolute Perspektive des Subjekts (sich selbst) zu besinnen ... und dann ist er eine Poesie über Gravitation.

Früher neigte ich - in "Nethu" - dazu, "Erwachen" als Teil einer militärischen Ausbildung erscheinen zu lassen, eben wegen der Vorzüge der absoluten Perspektive in Krisenzeiten oder Extremsituationen.

"Was auch passieren mag, im Grunde passiert mir selbst nichts ...". Ende.

Welchem "mir selbst"?

Dem, dem all dies erscheint, dem Subjekt hinter und in allen Objekten, Vorgängen, relativen Bewegungen.

"Erwachen" kreist um diesen "absoluten Nullpunkt" meiner selbst, der immer hier ist, und das eigentliche "Zentrum" des Universums bildet.

Aber sobald ich mich an irgend etwas erscheinendem festmache, ist es in scheinbarer Bewegung, ein Teil der relativen Wahrheit der Schöpfung.

Manche behaupten ja, selbst der eigene Tod erscheinen einem selbst aus dieser Perspektive wie ein Film.

Ich weiss nicht, sicher kann man ihn so weit vertiefen, kann man, muss man nicht - schlimmer noch: hat niemand persönlich in der Hand - doch ist er in gewisser Hinsicht in jeder erscheinenden Verwirrung und Verirrung eine unantastbare Burg ohne Gestalt.

Hätte dieses "Zentrum" irgendeine Gestalt, wäre es einnehmbar durch Gestalt, eroberbar, aber wer sollte eine Burg stürmen, die es in der Gestalt nicht gibt, die keiner Gestalt bedarf? Sie ist für alle Gestalt unsichtbar.

Das Hier.

Identifikation ist ein im Grunde völlig natürlicher Vorgang, über den keine mir persönliche erkennbare Instanz bestimmt.

Es ist einfach das "Ein-nehmen" einer persönlichen Perspektive. Und mit ihr befinde ich mich im Reich der relativen Wahrheiten.

Es ist aber nicht so, dass sie die absolute Perspektive "verstellt", "unsichtbar macht", was auch immer - sie erscheint in der absoluten Perspektive.

Ich habe also die permanente absolute Perspektive, in der die persönliche Perspektive erscheint.

In der absoluten bin ich "alles und nichts" - in der relativen Perspektive bin ich "etwas" (Identifikation), wie gross, klein, bestimmt, unbestimmt, vage, klar, durchschaubar, undurchschaubar ... was auch immer.

Identifikation ist erst einmal ein Gefühl, ohne einen bestimmten oder definierbaren Inhalt haben zu müssen.

Da das Selbst (Singularität) auch die Schöpfung ist, ist Identifikation mit der Schöpfung völlig natürlich.

"Ich bin dies, ich bin jenes nicht, u.s.w. ..." - das Reich der relativen Warhheiten des Selbst, der Beziehungswahrheiten im Selbst, in der "Psyche" des Selbst.

Es lebt hier in scheinbarer (relative Perspektive) "Schizophrenie", begegnet sich selbst als Pferd, Wildschwein, Grippevirus, Apfel, Sonne, was weiss ich alles.

An der Psyche des Selbst sind auch alle von ihr erschaffenen Psychiater gescheitert. Kürzlich sah ich irgendwo einen Spruch:

"... aber man gewinnt die Welt, wenn man sie einfach in Ruhe läßt." (Lao Tse)

Wer halt Spiritualität damit verwechselt, der "Psychiater des Selbst" zu sein, der weiss, wie es besser ist und sich gehört ... der "versteht" das Selbst nicht.

Der Mensch mag zwar einige Fähigkeiten und Einsichten haben, auf die er sich aber mehr einbildet, als dass sie wirklich (relativ) "genial" wären ...

und, in persönlich ärgerlicher Weise, ist das Leben immer noch "schlauer" als der Mensch.

Und alles läuft besser, lässt man es einfach "in Ruhe" machen.
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810.000 km/h hört sich aber irgendwie besser an, wie 4 km/h.   

Aber, klasse Beitrag. Danke.

Manfred schrieb:810.000 km/h hört sich aber irgendwie besser an, wie 4 km/h.   

Aber, klasse Beitrag. Danke.

  

Zumindest dynamischer, auch wenn man im Sofa liegt ... "ach, was soll die Eile, ich bewege mich
eh schon mit 810.000 km/h ..."   

Aber ist schon verrückt. In der Schule, gab es ganz wenig Themen, die mich wach gemacht haben.
Eines dieser Themen, war, dass wir mit so extremen Geschwindigkeiten im Weltraum rumsausen.   

Manfred schrieb:Aber ist schon verrückt. In der Schule, gab es ganz wenig Themen, die mich wach gemacht haben.
Eines dieser Themen, war, dass wir mit so extremen Geschwindigkeiten im Weltraum rumsausen.   

Und dazu noch ohne Pilot.   

einfach so. Aus purer Freude.